Miteinander statt Anordnung
Der Punkt Anfragen/ Anträge war bisher auf den Gemeinderatssitzungen für den einen oder anderen Besucher immer ein Buch mit sieben Siegeln. Irgendwie war es gefühlt immer ein Anhängsel der Tagesordnung, weil die „wirklich wichtigen“ Punkte ja schon vorher als eigener Tagesordnungspunkt behandelt werden. In der neuen Sitzungsperiode entwickelt sich dieser Punkt aber mehr und mehr zum aufregendsten Teil der Sitzung. So auch dieses Mal!
Unter dem fast schon versteckten TOP 7.4 rief die Bürgermeisterin einen Antrag auf Befassung der Freiwilligen Feuerwehr auf, der zu einer langen und emotionalen Diskussion führte. Weil er aufgrund der Länge und der späten Stunde nicht verlesen wurde, erschloss sich der Zündstoff darin den Zuhörern nur sehr wenig.
Kurz zusammengefasst beklagte sich die Feuerwehr darüber, dass es den Kameraden zum einen von der Bürgermeisterin verboten worden war in der Fahrzeughalle einen Kappenabend abzuhalten. Wohlgemerkt nicht wegen Corona, das ist allen klar, sondern für die Zukunft.
Ohne Frage bemüht sich Frau Hütten momentan unsere Wehr mit besserer, teilweise zwingend vorgeschriebener Technik und Ausrüstung auszustatten. Auf viele Wünsche und Notwendigkeiten ist da in der Vergangenheit offensichtlich nicht ausreichend eingegangen worden. Hierfür hat sie die uneingeschränkte Unterstützung des Gemeinderats. Für eine hohe Einsatzmoral ist aber auch das freundschaftliche Miteinander sehr wichtig. Neben dem Kameradschaftsabend, der übrigens von ihr anfangs auch untersagt worden war, dann aber doch zugelassen, trafen sich aktive und passive Feuerwehrleute eben noch zu Fasching in ihren eigenen Räumen. Zu diesem Kappenabend waren auch Unterstützer der Feuerwehr eingeladen.
Im zweiten Teil des Antrags ging es darum, dass die Wehr ihren Schulungsraum nach der Zwischennutzung während des Rathausumbaus nun gerne nach eigenen Vorstellungen renovieren lassen würde. Da der Raum aber auch vom Rathaus für Sitzungen und Besprechungen genutzt wird, will die Bürgermeisterin diesen weniger in Feuerwehr-Optik, sondern neutraler (Zitat „moderner und nicht so sechziger“) gestalten. Die Fahne sollte in eine Nische weichen, einige Bilder und Erinnerungsstücke per Anordnung komplett abgehängt werden.
Wenn man so etwas auf Augenhöhe miteinander bespricht, findet man in der Regel einen guten Kompromiss. Wahrscheinlich liegen die Positionen sogar näher beieinander, als es der Eindruck und die dörflichen Debatten vermitteln. Wenn aber wie in diesem Falle mit einer sehr bestimmenden Art vorgegangen wird, kochen sehr schnell die Emotionen hoch. Genau das scheint allgemein ein Problem unserer Bürgermeisterin zu sein. Denn anders als einen Hilferuf an den Gemeinderat kann man dieses Schreiben der Feuerwehr nicht interpretieren. Damit ging es eben nicht nur um zwei einfache Fragen, sondern um den grundsätzlichen Umgang miteinander. Der offene Brief ist dabei exemplarisch und die unterschwellige Beschwerde über eine Behandlung von oben herab beschäftigt die Gemeinde aktuell auch an anderen Stellen.
Die Sprecher aller Fraktionen schlugen sich letztlich mehr oder minder klar auf die Seite der Feuerwehr und erklärten, dass der Raum der Feuerwehr zugeordnet ist und die Gemeinde hier Gastnutzer ist. Unser Rathaus hat keinen eigenen Sitzungssaal und man sei deshalb dankbar, dass man bisher immer ein gutes Miteinander praktiziert hat. Man bat die Bürgermeisterin doch etwas mehr auf die Wünsche der Feuerwehr einzugehen.
Auch wünschte man die Feuerwehrführung zu unterstützen und keine Hürden aufzubauen, wenn sie (nach Corona) wieder zweimal im Jahr zu einem geselligen Abend einlädt.
Ein die Bürgermeisterin überstimmender Beschluss wurde aber nicht gefasst. Das war auch gar nicht Inhalt des Antrags. Es blieb bei dem Appell aufeinander zuzugehen.
Zum Bericht über die ganze Gemeinderatssitzung
Stephan Buck